Palace Hotel - extravagant, klassisch, perfekt

Badrutt's Palace Hotel in St. Moritz
© Badrutt's Palace Hotel

In 11 Restaurants auf hohem Niveau dinnieren - ohne das Hotel zu verlassen? Das bietet in Europa nur ein Hotel: das Badrutt's Palace in St. Moritz.

Die Gäste des Palace, das übrigens als einzige Schweizer Luxusherberge auf der Liste der 50 besten Hotels der Welt geführt wird, könnten am ersten Abend - um kulinarisch warm zu werden - in der Halle des Hotels beginnen. Dieser Ort ist keine Hotellobby im herkömmlichen Sinn. Er ist eine Legende!

Le Grand Hall

"Le Grand Hall" war und ist die Bühne, auf der die Reichen und Schönen sitzen und die Welt beobachten. Hier atmet jeder Sessel, jeder Tisch, jedes Gemälde pure Geschichte. Hier spielte Gianni Agnelli Backgammon, plauderte die Callas mit Onassis, flirtete Gunter Sachs mit der Bardot, rauchte Hitchcock seine Zigarren, spielten die Rothschilds Bridge und nahm Kaiserin Soraya ihren Winter Afternoon Tea, serviert auf einer eleganten Silber-Etagere.

In diesem - in der Geschichte der Luxushotels - einzigartigen Ambiente, das sich seit dem 19. Jahrhundert kaum verändert hat, herrscht ein Hanseat. Er heißt Klaus Kovermann und ist ein Synonym für perfekten Service: schnell, freundlich, lautlos. So dirigiert er seine Mannschaft von 10 Uhr bis Mitternacht. Und achtet - charmant, aber bestimmt - auf den Dresscode: am Tag "Smart Casual" und am Abend "Elegant". Daran hält sich jeder. Geschichte verpflichtet. 

Serviert wird in "Le Grand Hall" nahezu die ganze Bandbreite der internationalen Küche: Avocado-Brot, Reuben Sandwich oder Caesars Salad für den kleinen Hunger. Canelloni mit Trüffel, Wolfsbarsch Ceviche oder Wagyu Short Rib für den großen. Zubereitet unter der Ägide von Jeremy Degras. Der gebürtige Franzose hat Anfang 2023 die kulinarische Leitung des Palace übernommen. Gelernt hat er in einigen der berühmtesten Restaurants Frankreichs, darunter die Zwei-Sterne-Tempel "La Rotonde" in Lyon und "Le Parc" in Carcassonne mit Franck Putelat am Herd.

La Coupole

Am zweiten Tag wäre ein Besuch des "La Coupole" angebracht. Das japanisch-peruanische Restaurant ist aus zwei Gründen bemerkenswert:  Zum einen ist es natürlich die Küche. Der japanische Starkoch Nobuyuki Matsuhisa leitet das Restaurant. Er ist einst mit der Restaurantkette "Nobu" berühmt geworden, die er zusammen mit Schauspiel-Legende Robert de Niro aufgebaut hat. Matsuhisa ist bekannt für seine Fusionsküche, die traditionelle japanische Gerichte mit peruanischen Zutaten kombiniert. Im "La Coupole" ist das dem Gault Millau 16 Punkte wert.

Zum anderen ist "La Coupole" wegen seiner Geschichte bemerkenswert. Der von einer großen Glaskuppel dominierte Raum beherbergte Anfang des 20. Jahrhunderts die erste Tennishalle in Europa. Hans, der Enkel des Hotelpioniers Johannes Badrutt, ließ sie bauen, um das Haus als Ganzjahresdestination zu etablieren. Fortan jagten die illustren Gäste des Palace mit Holzschlägern kleine Filzbälle über das Netz. Aber nicht nur Amateure spielten hier: 1922 gewann Henri Cochet, damals die Nummer eins der Weltrangliste, im heutigen "La Coupole" die Weltmeisterschaft im Hallentennis.

??? at Badrutt's Palace

Restaurant Nummer 3 im Badrutt's Palace ist ein Highlight, ein Must für jeden Gast. Es ist ein Restaurant, das ständig seine Köche und damit seinen Namen wechselt. Bis zum Spätherbst 2023 hieß es "Igniv". Drei-Sterne-Koch Andreas Caminada aus Fürstenau stand hier sieben Jahre lang am Herd. Abgelöst wurde er vom dänische Superstar Eric Kragh Vildgaard, den Gourmet Globe im vergangenen Jahr in St. Moritz besuchte. Bis Anfang Februar 2024 heißt das Restaurant also wie das Original in Gentofte: "Jordnær". Nach Vildgaard wird schließlich Zineb Hattab mit ihrem veganen "Kle" von Zürich ins Engadin umziehen. Ihr pflanzenbasiertes Menü wurde vom Michelin mit einem grünen und einem roten Stern ausgezeichnet.

Mit diesem Konzept trifft das Badrutt's Palace den Nerv der Feinschmecker, die ständig auf der Suche nach Abwechslung sind. Der Reiz des Neuen wird durch Pop-Up Restaurants wie das "Jordnaer" oder das "Kle" auf ganz besondere Art gestillt. Sie öffnen nur für kurze Zeit ihre Türen bevor sie wieder verschwinden und bieten den Gästen sehr spezielle kulinarische Erlebnisse. 

Le Restaurant und Le Relais

Osietra-Kaviar vom russischen Stör, Gillardeau-Austern von der Ile d'Oléron oder kanadischer Hummer von der Küste von Nova Scotia - wem danach der Sinn steht, sollte einen Tisch im altehrwürdigen Speisesaal des Palace, dem "Le Restaurant", reservieren oder im kleineren "Le Relais" mit seinem atemberaubenden Blick auf den St. Moritzer See. Der Guide Michelin lobt die "Noblesse und Eleganz" der beiden Restaurants und des Palace im Allgemeinen. Und meint damit nicht nur die Aussicht, sondern wohl auch die Tatsache, das die Bartender in der legendären "Renaissance Bar" von Modedesigner Giorgio Armani, der in St. Moritz ein Haus besitzt, ausgestattet werden. 

Und auch die "hochklassige Weinkarte" ist dem Restaurant-Führer eine Erwähnung wert. Und das ist sehr berechtigt! Die Weinauswahl erhielt mehrmals den Wine Spectator’s Award. Diese Auszeichnung, verliehen von renommierten New Yorker Lifestyle-Magazin "Wine Spectator", würdigt seit 1981 die besten Weinkarten der Welt. Chefin des Weinkellers ist die junge Südtirolerin Cristina Iuculano. Die Sommelière ist hoch engagiert! Kennt mit schlafwandlerischer Sicherheit jede Geschmacksnote der über 30.000 Weinflaschen, die im Keller des Palace lagern. 

Cristina Iuculano ist häufig auch Gastgeberin, besser gesagt Beraterin im sogenannten "Krug Stübli". Das gemütliche Chalet war einst das Gartenhaus von Hans Badrutt. Es wurde abgebaut und in den Weinkeller verfrachtet. Heute können dort gut acht Personen sehr exklusiv zur Trüffel-Fondue edlen Champagner verkosten.  

La Diala

"La Diala" sei der kompletten Aufzählung halber erwähnt. Das Restaurant wurde speziell für Familien geschaffen und liegt praktischerweise dort wo die meisten Kinder sich aufhalten: in unmittelbarer Nähe des "Palazzino Kids Club" und des Wellness-Bereichs, der übrigens 2024 umgebaut werden soll. "La Diala" ist bereits ab 10.00 Uhr geöffnet und bietet ein leichtes und vor allem gesundes Menü vom Paleo Cobb Salat bis zur Buddha Bowl mit gegrillter Pouletbrust.

Chesa veglia

Urig, heimelig, kulinarisch auf hohem Niveau. Das ist die Chesa Veglia, eine Institution in St. Moritz. Das "Alte Haus" aus dem 17. Jahrhundert ist nur ein Schneeballwurf vom Palace entfernt. Hans Badrutt bewahrte das Bauernhaus einst vor dem Abriss und baute es zu einem Restaurant um. Heute beherbergt es vier Restaurants, die das kulinarische Reich des Palace extrem bereichern: die Pizzeria Heuboden, die Patrizier Stuben, den Grill Chadafö und das Fondue Stübli.

Der GaultMillau nennt die Chesa Veglia die "heißeste Diner-Adresse von St. Moritz mit einem dramatisch hohem VIP-Faktor" und bewertet die Küche mit 15 Punkten. Der Guide empfiehlt den Salade de homard à la mode de la Chesa Veglia, das Poularde de Bresse à la broche und die Pizza Dama Bianca. Diese drei Gerichte stünden seit Jahrzehnten "wie in Stein gemeisselt auf der Speisekarte".

Der Hummersalat ist so einfach wie genial. Das edle Tier, natürlich aus der Bretagne, wird von Hand geknackt und das Fleisch warm auf einem Salat angerichtet. Darüber Olivenöl und feiner Sherryessig. Fertig! Ein Renner im Grill Chadafö! Und das gilt nicht weniger für die Dama Bianca, die im Heuboden serviert wird. Die hauchdünne Pizza ist eine köstliche Kombination aus Taleggio, einem norditalienischen Weichkäse, Büffel Mozzarella, Parmesan und schwarzen Trüffel. "Wer sie nicht probiert hat", so die Tester des GaultMillau, "war nicht in St. Moritz".

King's Social House 

Das lässt sich ohne Zögern auch über den "King’s Club" sagen, der in den 60er Jahren von den Söhnen von Hans Badrutt gegründet wurde. Neben dem privaten Dracula Club in der Via Maistra, der heute von Rolf, dem Sohn von Gunter Sachs, geführt wird, ist der "King's Club" der wohl berühmteste Nachtclub der Schweiz. Hier feierte der internationale Jetset Partys, von denen heute noch berichtet wird. Sperrstunde gab es nicht! Erst wenn der letzte - meist prominente - Gast ging, schlossen die Pforten des King's Club. 

Das hat sich geändert. Die Zeiten sind braver geworden. Das ausschweifende Leben des Jetsets füllt - auch in St. Moritz - nur noch die Zeitungsarchive, aber keine Nachclubs mehr. Der legendäre "King's Club" im Palace bekam 2018 einen neuen Namen und ein neues Konzept. Heute heißt er "King's Social House" und ist eine Mischung aus Restaurant, Bar und Club. Also mehr drink + dine, weniger dance. Geblieben sind immerhin die Öffnungszeiten: open end.

Das kulinarische Konzept, "Neo-Bistro" genannt, schrieb der Brite Jason Atherton, der in London das Restaurant "Pollen Street Social" führt. Der Ein-Stern-Chef, geformt in der Talentschmiede von Gordon Ramsay,  etablierte im "King's Social House" eine etwas eigenwillige Interpretation der klassischen französischen Bistro-Kultur. Wer will, bekommt also auch um vier Uhr morgens noch seine Gillardeau Austern oder seinen Imperial Gold Caviar, serviert mit Butterwaffeln.